RE: [LEXIKON] - KINDER & ERZIEHUNG || SONNTAGSSCHULE --- 25.01.2021, 11:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.01.2022, 17:18 von John Clayton.)
SPORT UND SPIELE
Über das halbe 19. Jahrhundert hinweg waren Eltern der Meinung, dass Kinder nicht zu Tätigkeiten ermutigt werden sollten, die sie geistig oder körperlich ermüdeten oder mit ihren Pflichten und Aufgaben kollidierten. Es gab nicht vieles, was in den Augen der damaligen Eltern akzeptabel als Freizeitbeschäftigung galt, außer Gartenarbeit, Spaziergänge, Reiten und Lesen.
Und weil man nicht wollte, dass Kinder Kartenspiele spielten, weil das nur zum Glückspiel verführen würde, dienten Kartendecks nur als „Bausteine“ mit denen man Kartenhäuser bauen durfte. Kinder bekamen allerdings ihre eigenen Kartendecks, die speziell für Kinderspiele entworfen wurden. Die meisten davon hatten einen erzieherischen Hintergrund. Sie halfen z.B. Kindern Mathe beizubringen, oder Geschichte nahe zu bringen, wie auch Geographie. Es gab sogar ein Kartendeck für Mädchen, das beim Kochen lernen helfen sollte.
Mitte des 19. Jahrhunderts fingen Kinder an mit sehr farbenfrohen Kartendecks lebendigere Spiele zu spielen. U.a. gab es Spiele wie "Old Maid", "Old Bachelor", "Our Birds“ und "Dr. Busby".
"Parlour games" (Wohnzimmer-Spiele) waren ebenfalls sehr beliebte Aktivitäten für Kinder. Der Name rührte daher, dass man diese Spiele gerne mit Besuchern machte, die man während dem viktorianischen Zeitalter im besten Zimmer des Hauses empfing – dem Parlour! Viele dieser Spiele wie „Scharade“, "Blinde Kuh", und "Dem Esel den Schwanz anbringen“, wurden auch gerne auf Parties gespielt.
Beliebte Kinderspiele für drinnen waren u.a.
BLINDMAN'S WAND:
Eine Variante von der Blinden Kuh – der „blinde“ Spieler hält einen Stock, ein Mitspieler fasst das andere Ende des Stocks an. Der blinde Spieler darf drei Fragen stellen, um ihn anhand seiner Stimme zuerkennen. Die Spieler dürfen jedoch ihre Stimmen verstellen. Das Ziel ist es natürlich den betreffenden herauszufinden.
DEERSTALKER:
In diesem Spiel werden zwei Spielern die Augen verbunden. Einer ist der Jäger, der andere das Reh. Sie werden an die entgegengesetzten Enden eines Tisches gestellt. Geben die anderen Kinder den Befehl zum Gehen, bewegen sich die beiden leise und vorsichtig um den Tisch. Dabei ist das Ziel, dass der Jäger das Reh erwischt bzw. das Reh dabei dem Jäger entwischt.
AMOR KOMMT:
Zuerst entscheiden die Kinder welcher Buchstabe im Alphabet bei der Runde genommen werden soll. Z.b. das T. Der erste Spieler sagt zum anderen Spieler nun „Amor kommt“, worauf der andere fragt „Wie kommt er“, der erste Spieler muss dann mit einem Wort das mit T anfängt antworten. Im englischen heißt das Spiel „Cupid’s coming“ und das Spiel wird dadurch erschwert, dass das Wort mit einem T anfangen und mit einem „ing“ aufhören müss. Das Spiel geht so lange, bis einem kein Wort mehr mit dem ausgesuchten Buchstabe einfällt.
20 FRAGEN:
Dieses Spiel war sehr beliebt im 19. Jahrhundert. Ein Spieler denkt sich eine Person, einen Ort oder eine Sache aus und die anderen Spieler müssen versuchen herauszufinden, an was der Spieler denkt. Dafür dürfen sie ihm einfache Fragen stellen, die nur mit ‚Ja’ und ‚Nein’ beantwortet werden können. Die Runde ist beendet, wenn jemand vor der 20. Frage herausfindet um was es sich handelt oder die 20. Frage gestellt wurde.
TABU:
Ziemlich dem heutigen Tabu ähnlich. Es wird ein Buchstabe aus dem Alphabet festgelegt, der nicht im Spiel verwendet werden darf. Nun ist der erste Spieler dran zu beweisen, dass er in der Lage ist, den Buchstaben auszulassen. Dabei stellen die anderen Mitspieler Fragen. Z.b. hat man sich für den Buchstaben „H“ entschieden, darf auf die Frage „Welches Tier bellt“, nicht das Wort „Hund“ benutzt werden, sonst hat man verloren. Stattdessen wären Wörter wie „Welpe“, „Rüde“, „Kläffer“, „Köter“ denkbare Varianten, um die erste Runde zu gewinnen.
ICH HABE EINEN KORB:
Ähnlich unserem Kofferpackspiel. Nur werden die Dinge in einen Korb gepackt, und man geht dabei das Alphabet durch. Der erste Spieler muss etwas mit A einpacken, der zweite Spieler mit einem B usw.
MIKADO:
Das Spiel wurde damals mit einer Handvoll Strohhalme oder dünnen Zweige gespielt.
FLOHSPIEL:
Bei diesem Spiel werden kleine Blättchen mit einem etwas größeren Chip in eine Tasse befördert. Das Ziel beim Spiel ist es der erste zu sein, der all seine Chips in die Tasse geschnalzt hat. Während dem 19. Jahrhundert wurde das Spiel sehr ernst genommen und man trainierte in der Freizeit richtig dafür.
BRETTSPIELE
Kinder spielten auch Brettspiele, wie die bereits Jahrhunderte alte Spiele Dame, Schach und Backgammon.
Einige neuere Brettspiele wurden eingeführt, um den Kindern Geographie, Wissenschaft und Geschichte beizubringen. Andere Spiele lehrten den Kindern Werte wie gutes Benehmen und gute, harte Arbeit.
Eines davon hieß „Errand Boy", und war sehr beliebt bei Kindern. Es brachte nebenbei den Kindern Werte bei, wie man gute Taten vollbrachte und wie wichtig harte Arbeit sei. Das Ziel des Spieles war es die Karriere eines Botenjungen nachzuspielen mit dem Endziel seine Spielfigur in das Bankgeschäft aufsteigen zu lassen. Bewegungen auf dem Spielbrett wurden von einem Drehrad bestimmt, auf dem Zahlen waren. Würfel wurden nicht verwendet, weil sie damals zu sehr mit dem Glücksspiel verbunden waren. Spieler, die auf Felder landeten, die gutes Benehmen, harte Arbeit oder gute Taten beschrieben, durften vorrücken. Auf Felder die Faulheit oder Unredlichkeit beschrieben, brachten dem Spieler ein Feld ein, das sie zurücklaufen mussten oder sogar ins „Gefängnis“ schickten. Der Gewinner war, wer als erstes Bankdirektor wurde.
SPORT
Sportlichere Spiele waren dahingegen teilweise alle an richtige Sportarten orientiert.
BANDY
Beim „Bandy“ handelte es sich um eine Art Hockey. Es bildeten sich zwei Teams, die mit einem Stock, der einem heutigen Hockey-Stock ähnlich war, nur mit einem kürzeren Blatt, versuchten einen Ball ins Tor zu befördern. Die Kinder benutzten in ihrem Spiel einfach Baumzweige und alles, was einem Ball ähnlich war.
CURLING
Im Winter ging es aufs Eis wo man in zwei Teams über eine Strecke Granitsteine über das Eis schlittern ließ, mit dem Ziel die Steine so nahe wie möglich an das abgesteckte Ziel zubekommen.
DOSENKICKEN
Fußballvariante nur mit Dosen
BATTLEDORE AND SHUTTLECOCK
Eine sehr frühe Variante des heutigen "Badmintons". Jungs und Mädchen in jedem Alter spielten es sehr gerne. Mit dem Federballschläger wurde versucht so lange wie möglich den Federball in der Luft zu halten.
"FOOTBALL"
Das heutige Football wurde aus Fußball und Rugby erschaffen. Doch während des 19. Jahrhunderts war damit wirklich eher das heutige, moderne Fußball gemeint. Die Regeln waren einfach – das Team, das in zwei Runden von drei, gewonnen hatte, war der Sieger. Ab 1870 fing man an die Regeln zu erweitern – Universitäts-Teams durften die Bälle auch unter dem Arm tragen und die Verteidiger durften den Spieler im Ballbesitz zu Boden werfen.
BASEBALL
Baseball hat sich über die letzten 100 Jahren nicht wirklich verändert, außer dass die Kinder damals weder Helme, noch Handschuhe oder anderen Körperschutz trugen.
MURMELSPIELE
Alles was einer Murmel gleich kam wurde damals verwendet – Nüsse, kleine Steine.
Am beliebtesten war es einen Kreis auf den Boden zu zeichnen, ein paar Murmeln in die Mitte zu legen und diese dann mit den eigenen Murmeln aus dem Kreis zu schießen. Gewonnen hatte der Spieler mit den meisten Murmeln.
VERSSPIELE
Bei diesen Spielen wurden zwei Teams gebildet. Jedes Team bildete eine geschlossene Kette auf seiner Seite. Dann sangen sie alle ein Reimvers. Endete dieser leicht herausfordernder Vers, musste ein Spieler des einen Teams versuchen auf die andere Seite des Spielfelds zu rennen, um dort die Kette aus Kindern zu durchbrechen.
Andere Spiele damals beinhalteten auch einfachere Dinge wie Heuhüpfen, Jo-Jos, Verstecken spielen, Erwachsenenalltag nach spielen, Ringewerfen, Ball zuwerfen, Seilziehen (wobei man gerne Varianten erfand wie das Ziehen über Matsch oder einem kleinen Fluss), ein Reifen aus Holz mit einem Stock ins Rollen bringen, während das Kind nebenher rannte... sofern die Kinder erfinderisch waren gab es auch für jene, die nicht in der Lage waren Spielzeug zu kaufen (Puppen, Soldatenfiguren, Bälle) genug Möglichkeiten Freizeit sinnvoll zu nutzen.
Quelle: http://www.literacycommunity.com/grade3/...games.html